Ferkel-Schaumparty
Viele Landwirte waschen routinemäßig die Babyferkel nach dem Einstallen ins Flatdeck. In mehr als 15 Durchgängen konnte ein Landwirt aus Süddeutschland dadurch seinen Antibiotikaverbrauch halbieren.
Vor dem Einstallen in den Abferkelstall die Sauen zu waschen, hat sich auf sehr vielen Ferkelerzeugerbetrieben bewährt. Die Tiere kommen ohne die Keime aus dem Wartestall in das gereinigte und desinfizierte Abferkelabteil, wodurch der Keimdruck für die neugeborenen Ferkel sinkt.
Doch warum in aller Welt sollte man auch die Ferkel nach dem Absetzen waschen fragte sich der Landwirt aus Erolzheim?
Ferkelruß gab den Anstoß
Vor mehr als zweieinhalb Jahren hatte der Landwirt in seinem Aufzuchtstall wiederkehrende Probleme mit Ferkelruß. Die Erkrankung wird durch das Bakterium Staphylococcus hyicus ausgelöst.
"Meist verletzen sich die Ferkel nach dem Einstallen bei Rangkämpfen. Durch die Wunden dringen dann Staphylokokken ein und lösen die Erkrankung aus", erklärt die betreuende Tierärztin aus Ulm. Auch wenn nur ein Bruchteil der erkrankten Ferkel daran stirbt, können die Tiere doch zeitlebens deutlich im Wachstum zurückbleiben.
Durch den Einsatz von Antibiotika konnte die Tierärztin den Infektionsdruck senken, trug somit aber nicht zur angestrebten Antibiotikareduktion bei.
Dies gelang durch das Waschen der Ferkel mit Neopredinol. Für den "Waschgang" treiben der Landwirt und seine Helfer die rund 60 bis 65 Ferkel jeder Bucht eng zusammen. Danach werden die Ferkel mit der Schaumlanze am Hochdruckreiniger eingeschäumt.
"Wichtig ist, dass wir die Ferkel eng zusammenstallen, damit sie sich gegenseitig das Tierwaschmittel einreiben können", schildert der Landwirt seine Erfahrungen. Zu dritt waschen sie die ca. 2000 Ferkel innerhalb von 90 Minuten.
Kurz zusammengefasst
- Babyferkel werden entweder beim Einstallen ins Flatdeck oder innerhalb der ersten Tage danach eingeschäumt
- Mastferkel werden beim Einstallen in den Maststall gewaschen
- Der Einsatz von Neopredinol reduziert krank machende Keime, z. B. Stapyhlokokken und Streptokokken, auf der Haut
- Ferkelruß, Hirnhautentzündungen und damit Antibiotikagaben werden reduziert
Auszüge aus einem Artikel von Regina Kremling, erstmals veröffentlicht in der top agrar 3/2015
Fotos: Dlouhy
