„Gesunde Klauen tragen die Milch.“ Diesen Satz hat man schon öfter gehört, aber was steckt eigentlich dahinter?
Als gewissenhafter Halter von Milchvieh liegt einem die Gesundheit und das Wohlbefinden eines jeden Tieres am Herzen. Leistungsbereite Tiere erhält man aber nicht nur durch Genetik, optimale Fütterung und gute Stallbedingungen, sondern eben auch durch gesunde „Füße“, das heißt funktionstüchtige Gelenke und Klauen.
Deshalb ist eine regelmäßige Klauenpflege nicht nur aus Tierschutzgründen, sondern auch aus rein betriebswirtschaftlicher Sicht notwendig. Denn Kühe die nicht richtig laufen geben weniger Milch, haben eine schlechtere Fruchtbarkeit und leiden unter einem erhöhten Risiko von Euterentzündungen. In den meisten Fällen wird aber erst bei extrem lahmen Tieren die Klauenpflege durchgeführt. Dabei ist es kostengünstiger und stressfreier vorzusorgen, als zu heilen.
Für die „funktionelle“ Klauenpflege haben sich fünf aufeinander folgende Arbeitsschritte bewährt. Diese werden hier kurz für die Hinterklaue beschrieben, da hier meist die Probleme auftauchen. Bevor der erste Schritt erfolgt sollte man sich allerdings seine Tiere im Stall beim Gehen und Stehen ansehen. Ungleichmäßige Gewichtsverlagerungen oder Belastung sind Zeichen für eine nötige Pflege.
Im ersten Gang werden die Klauen auf die richtige Länge gebracht und die Sohlen begradigt (Huf- & Klauenschneider / Ersatz Schneidebacken). Dabei ist zu beachten, dass das Horn noch dick genug ist (min. 5mm), um das lebende Gewebe zu schützen. Die Länge der Klaue sollte 7,5 cm betragen und wird vom Hornansatz bis zur Hornspitze der Innenklaue gemessen. Die Spitze wird dann im rechten Winkel zur Sohle gekürzt und die Auftrittsfläche, also die Sohle, begradigt (Klauenscheiben 6 Cut / Standard, Hufmesser links / rechts, Handschuhe).
Beim zweiten Schrittwird die Außenklaue an die innenklaue angepasst. Ziel ist eine gleichmäßige Ebene. Zur Kontrolle eignen sich ein Lineal oder auch Holzstücke. Wenn die Anpassung gelingt, steht die Kuh stabil auf zwei etwa gleich großen und hohen Auftrittsflächen. Die Belastung verteilt sich somit gleichmäßig auf die gesamte Sohlenfläche.
Schritt Nr. 3 ist das Anbringen der Hohlkehlung. Diese dient zur Selbstreinigung der Klaue und zur Druckpunktentlastung. Zu beachten ist, das die Hohlkehlung an der Außenklaue größer als an der Innenklaue ist.
Nachdem nun eine stabile Klaue geschaffen wurde, können die sichtbar gewordenen Defekte und Erkrankungen bearbeitet werden. Dabei muss darauf geachtet werden, dass das Tier nach der Bearbeitung auch noch richtig stehen und gehen kann.
Entlastungshilfen wie Klauenklötze (Walkease schräg / groß, mittel und groß, Technobase, Bovi Bond) schaffen hier Abhilfe. Diese werden an der gesunden Klaue angebracht, um dem „kranken“ Gewebe in jedem Fall Ruhe zu verschaffen. Bei tieferen Defekten oder zu starken Schmerzen des Tieres sollte in jedem Fall der Tierarzt konsultiert werden.
Sehnen und Bänder entlassten
Walkease, Ersatzklotz mittel
Bovi Bond: stark haftender Urethan-KleberNun wird loses Horn, speziell im Ballenbereich, entfernt und die Afterklaue bearbeitet.
Die Klauenpflege endet, wie sie begonnen hat, mit der Kontrolle der Tiere im Stehen und auch im Gehen. Hierbei sollten die Belastungsverhältnisse von Innen- und Außenklaue ausgewogen sein.
Um Klauenerkrankungen wie z.B. Mortellaro vorzubeugen und die Widerstandskraft des Horns zu verbessern empfehlen wir zusätzlich noch Klauenbäder. Diese können sie z.B. am Ausgang des Melkstandes positionieren, so dass auch wirklich jedes Tier hindurch muss (Klauenwanne, Klauensprint).